18.02.2011 | VDI Nachrichten

Forderung nach mehr technischer Bildung

NEUJAHRSEMPFANG: Der offizielle Startschuss ins neue Jahr fiel für den württembergischen lngenieurverein Ende Januar. 120 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Hochschule sowie Vertreter des VDI kamen zum Neujahrsempfang nach Stuttgart.

Am 12. Mai 1856 wurde der VDl gegründet und zählt heute 140 000 Mitglieder. Für VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs Grund genug in seinem Festvortrag der Frage nachzugehen: "Quo Vadis VDI?" Um auch in Zukunft die Bedeutung als führende Ingenieurvereinigung auszubauen, gehe es nach wie vor darum, neue Mitglieder zu gewinnen, ohne die vorhandenen zu vernachlässigen, erklärte Fuchs. Insbesondere junge Menschen sollten früh in die Vereinsarbeit eingebunden werden, um zukunftsweisende und zeitgemäße Angebote zu entwickeln.

Für junge Ingenieure sowie für junge Familien mit Kindern müsse der VDI andere Formen der aktiven Mitgliedschaft finden, so der VOI-Direktor weiter. Um den Anspruch als technisch-wissenschaftlicher und berufspolitischer Wissens- und Meinungsführer weiterhin gerecht zu werden, sollte der Verein nach Fuchs Ansicht frühzeitig Technik- und Technologietrends erkennen, die Chance und Risiken bewerten und die Ergebnisse den Arbeitskreisen zur Verfügung stellen. Dies sei erforderlich, um die politisch und gesellschaftlich anerkannte Kompetenz zu erhalten und auszubauen. Als berufspolitischer Meinungsführer müsse es Ziel sein, dass die Ingenierausbildung in Deutschland EU-weit und sogar weltweit anerkannt wird.

Fuchs forderte, dass Technik und Naturwissenschaften stärker als bisher in der schulischen Ausbildung verankert werden. Dabei ginge es weniger um die Vermittlung von Wissensinhalten als vielmehr um die Auswirkungen von Technik auf Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Fuchs betonte, dass der VDI nicht den kurzfristigen Erfolg suche, sondern nachhaltige Veränderungen anstrebe, "Dafür brauche es einen langen Atem, der nur durch den Einsatz aller Ressource möglich ist."

Prof. Dr. Eberhard Haller, Vorstandsvorsitzender des württembergischen Ingenieurvereins hob in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung des Landesverbandes hervor. Mit 14 000 Mitgliedern, sechs Bezirksgruppen und 21 Arbeitskreisen sei der württembergische Ingenieurverein der größte aller 15 Landesverbände in Deutschland. Knapp 16 OOO Teilnehmer, 13 % mehr als im Vorjahr, hätten im vergangenen Jahr die Veranstaltungen besucht. Bei der Jugendarbeit sei es durch verschiedene Aktivitäten gelungen, Jugendliche für technische Themen zu begeistern, was konsequent weiter geführt werde. In diesem Jahr steht das VDI-Forum unter dem Thema Elektromobilität und erste Ideen für einen parlamentarischen Abend zur Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Politik stehen ebenfalls auf dem diesjährigen Programm.

Staatssekretär Rlchard Drautz vom baden-württemberglschen Wirtschaftsministerium betontein seiner Rede, dass der Mangel an qualifizierten Fachkräften mit die größte Gefahr für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung sei. Deshalb habe das Wirtschaftsministerium eine Fachkräfteinitiative gestartet, mit der die berufliche Aus- und Weiterbildung verstärkt, die Erwerbsbeteiligung von älteren Personen, von Frauen und von Menschen mit Migrationshintergrund erhöht und die Zuwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte erleichtert werden soll. Auch die Zahl der Absolventen in technischen Berufen soll gesteigert werden. Dieses Ziel verfolge nach den Worten von Drautz auch der "Studienbotschafter Technik". Bei dieser gemeinsamen Initiative des VDI und des baden-württembergischen WIrtschaftsministeriums informieren Studenten der Ingenieurwissenschaften Schülerinnen und Schüler vor Ort über die Möglichkeiten eines Ingenieurstudiums.

Der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart, Thomas S. Bopp hob die positive wirtschaftliche Entwicklung hervor. Vor allem im Raum Stuttgart hätte sie eine große Nachfrage nach Ingenieuren ausgelöst. "Innovationen und Ingenieurskunst sind unsere Exportschlager", so Bopp. Im Gegensatz dazu werde dem Thema Technik hierzulande eher feindlich und mit Misstrauen begegnet, wie das Beispiel Stuttgart 21 zeige. Als Teilnehmer an der Schlichtung hätte sich Bopp ein sehr detailliertes Bild machen können, wie emotionsgeladen technische Sachverhalte diskutiert würden. JOCHEN HORNDASCH

 

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