02.10.2010 |

Aufgeschlossene on Tour

Das Land zeigt Journalisten und sich selbst, wie das ENERGIE KONZEPT 20:/.0 aussehen kann

Bei einer Demonstrationsfahrt von Freiburg nach St. Peter erläutert eine Delegation der Landesregierung das neue Energiekonzept des Landes und lernt dabei auch etwas über Blockaden und Versäumnisse aus dem eigenen Haus.

NS KITZLER

An der zweiten Station der Fahrt startet der erste' Kritiker. "lch würde sehr gerne mehr machen", sagt Michael Wagner, nachdem Regierungspräsident Julian Würtenberger und Staatssekretär Richard Drautz (FDP) sich von seinem Wasserkraftwerk sehr angetall zeigen, "aber das geht nicht". Fischereirechtliche Bedenken bei der Landesbehörden machten die Installation weiterer Anlagen unmöglich, sagt Wagner. "Jetzt kommen wieder neue Gutachten, damit das weiter verhindert werden kann." Zuvor noch, im Gebäude des Instituts für Krankenhaushygiene und Umweltmedizin, hatte es die Abordnung aus dem Wirtschaftsministerium ausschließlich mit Erfolgsmeldungen zu tun gehabt. Nachdem Mitarbeiter, Architekten und Institutsleier das raffinierte energetische Konzept des Neubaus vorgeführt hatten, das dem Gebäude minimalen Energieverbrauch beschert, lag für denStaatssekretär den Schluss nahe. "Wir Können hier zeigen, dass das Land auch über Eigengebäuden seine Vorbildfunktion wahrnimmt." Ein Resultat des Energiekonzeptes des Landes ist das seit 2007 stehende Gebäude nicht, so wenig wie die Windanlagen in St Peter und das eigene Wärmenetz des Ortes, wegen dem sich SI. Peter mittlerweile auch Bioenergiedorf nennen kann. Die angesteuerten Ziele offenbaren eine gewisse Ambivalenz dieser Pressefahrt: Was das Energiekonzept der Landesregierung einmal bedeuten kann, demonstriert die Delegation aus dem Wirtschaftsministerium nicht nur den Pressevertretern, sondern auch sich selbst.

Neue, alte Leitsätze Zwölf Leitsätze umfasst das Konzept: "Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung", lautet einer, "Anteil der Erneuerbaren Energien steigern" ein anderer, oder auch "Dezentrale Strukturen der Energieerzeugung ausbauen". Nur Punkt 7 - "Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängern" - hätte nicht auch aus dem Prospekt eines Umweltverbandes stammen können. Zahlen nennt das Konzept ebenfalls. Bis 2020 sollen in Baden-Württemberg 20 Prozent der Stromerzeugung, 16 Prozent der Wärme und 13 Prozent des Primärenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energien stammen. Verabschiedet wurde der Plan 2009. "Wir haben damit deutlich vor der Bundesregierung ein Konzept vorgestellt", freut sich Richard Drautz.

Der Weg in die Zukunft führt unter anderem über den Ausbau der Windenergie, der ebenfalls im Energiekonzept 2020 festgeschrieben ist, was - so hoffen Beteiligte - einige Blockaden in Stuttgart lösen wird (Siehe auch Artikel unten). "Dies ist die einzige Windmühle, die in den letzten Jahren in den drei Landkreisen gebaut wurde" - unter einem Windrotor in St. Peter erklärt Andreas Markowsky von der Ökostromgruppe Freiburg den Männern aus dem Wirtschaftsministerium beiläufig, dass er das Land bisher eher als Bremse denn als Förderer der Windkraft in Erinnerung hat. Die anwesenden Vertreter jenes Landes widersprechen nicht, im Gegenteil "Es gab Gemeinden, die haben extra Gebiete mit schwachem Wind ausgewiesen, damit sie keine Windräder bekommen", erzählt Staatssekretär Drautz.

Andreas Helzmann vom Bundesverband Windenergie sagt später, dass man in seinem Verband die Aufgeschlossenheit des Wirtschaftsministeriums durchaus registriere. "Heute klemmt es dafür vor allem im Umweltministerium".

 

zurück zu Übersicht