06.10.2010 | Badische Zeitung

St. Peter geht mit Energie voran

Das Bioenergiedorf im Schwarzwald setzt auf Windkraft und das eigene Fernwärmenetz zur autarken Energieversorgung.

ST. PETER. Der Anteil der erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg soll deutlich steigen. Dies sieht das "Energie Konzept 2020" des Wirtschaftsministeriums vor. St. Peter ist bereits Bioenergiedorf: Die Gemeinde gewinnt mehr Strom aus erneuerbaren Energien als sie verbraucht. Und es gibt weitere Ziele. Diese stellten Vertreter von Land, Gemeinde und Unternehmen vor.

Wirtschaftsstaatssekretär Richard Drautz benannte die Absicht der Landesregierung: Bis 2020 sollen 20 Prozent des Stroms, 16 Prozent der Wärme und 13 Prozent des Primärenergieverbauchs aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Regierungspräsident Julian Würtenberger muss sich nicht verstecken/ wenn er sagt: "Ein Konzept ist das .einel die konkrete Wirklichkeit das andere." Jedes dritte Bioenergiedorf in Baden-Württemberg liegt in seinem Verantwortungsbereich. Eines davon ist St. Peter. Ein Hauptbestandteil der Energieversorgung: die Windkraft. 1000 Meter über dem Meeresspiegel stehen die Windräder im Schwarzwald.

Seit diesem Sommer gibt es eine neue Anlage, insgesamt sind es nun vier. Hatte das erste Windrad der Gemeinde eine Leistung von 600 kW, so ist das jüngste deutlich leistungsfähiger: Es kommt auf 2300 kW und ist 120 Meter hoch. Die Gemeinde profitiere von den Anlagen, berichtete Bürgermeister Rudolf Schuler. Er erhofft sich Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 50 000 Euro. "Außerdem sind wir stolz darauf, dass bei uns die erneuerbaren Energien gefördert werden", sagte er.

Andreas Markowsky, der Geschäftsführer der Ökostromgruppe Freiburg, verkündete seinen Entschluss: Zwei neue Windmühlen will er nördlich der bestehenden Anlagen bauen. Einen entsprechenden Antrag werde er stellen. "Ich hoffe, dass dieser innerhalb eines Jahres bewilligt wird", sagte Markowsky. Die neuen Anlagen würden noch einmal leistungsfähiger sein als die bisherigen, Zusammen brächten sie genauso :,iel Energie wie die bestehenden vier.

Auch ein weiteres Projekt schreitet stetig voran. Die Genossenschaft "Bürger Energie St. Peter" plant, Strom und Wärme aus Holz zu erzeugen. "Maßgeschneidert für die Region" nannte Regierungspräsident Würtenberger das Konzept von Förster Markus Bohnert und seinen Mitstreitern, "Bei uns liegt das Holz schließlich vor der Hütte, I!

Das angestrebte Fernwärmenetz in St. Peter ist seit Mai Im Bau. Die Ziele sind ehrgeizig: 770.000 Liter Heizöl und 2650 Tonnen Kohlendioxid soilen jährlich eingespart werden. "Wir woilen unsere Energieversorgung selber in die Hand nehmen", erläuterte Markus Bohnert die Bemühungen. Mehr als acht Kilometer Fernwärmeleitung werden in St. Peter verlegt. Die Bilanz der letzten zwei Jahre lässt sich sehen: Im Herbst 2008 bekundeten 82 Bürger ihr Interesse, heute zählt die Genossenschaft 195 Mitglieder. 160 Wärmeabnehmer gibt es bereits.

Was der Anschluss an das Fernwärmenetz kostet? Einmalig sind 1500 Euro zu zahlen, dann muss ein Anteil qer Anschlusskosten übernommen werden, Dieser liegt im Durchschnitt zwischen 2500 und 5000 Euro. Markus Bohnert sieht klare Vorteile: "Wir schützen die Umwelt und die Erträge bleiben in der Region."

Die Arbeiten schreiten voran. Die Heizzentrale ist im Bau, mehr als die Hälfte der Leitungen wurde bereits verlegt. Bohnert ist zuversichtlich. "Wenn die Witterung es zulässt, sind wir im November damit fertig." Schon am 8. Oktober geht der erste Netzabschnitt in Betrieb: Mehr als die Hälfte der Abnehmer werden bereits in diesem Herbst mit Wärme versorgt.

Staatssekretär Drautz zeigte sich beeindruckt. Er sei überzeugt, dass bis 2020 in BadenWürttemberg 100 Bioenergiedörfer entstehen. Bisher gibt es 36.

Nicht ohne Lächeln sagte er in Richtung des Rathauschefs: "Hier könnten Sie das höchste Windrad Europas hinstellen - mitten im Schwarzwald." Es sieht so aus, als wollte St. Peter noch hoch hinaus.

Autor: Lukas Wiesenhütter

 

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