11.08.2010 | Badische Neueste Nachrichten

"Dafür hat sich die Schufterei gelohnt."

Die Neibsheimer Tabakscheune wird mit dem Denkmalschutzpreis ausgezeichnet.

Von unserem Redaktionsmitglied Christina Zäpfel

Bretten-Neibsheim. "Ich hoffe, Sie haben das Objekt vorgeschlagen für den Denkmalpreis? Wenn nicht, dann tun Sie das". Die Worte des Staatssekretärs, Richard Drautz, haben ihre Wirkung nicht verfehlt: Die alte Tabakscheune im Brettener Stadtteil Neibsheim sowie ihr Besitzer und Bauherr Florian Blümig sind Gewinner des Denkmalschutzpreises Baden-Württemberg 2010 des Schwäbischen Heimatbundes. "Das ist der krönende Abschluss und das I.Tüpfelchen auf unserer Arbeit. Dafür hat sich die ganze Schufterei gelohnt", sagt Blümig über die gute Nachricht, die per Post in den Briefkasten seines imposanten 40 Meter langen Hauses am Ortsrand von Neibsheim flatterte.

Eine ganze Abordnung hatte Blümig im September 2008 durch seine frisch hergerichtete Tabakscheune geführt und gezeigt, dass er im Gerippe des historischen Gebäudes eine moderne Wohnlandschaft installiert hat. Damals war Drautz begeistert vom Konzept eines Hauses im Haus. Und damals waren noch drei Wochen Zeit, bevor die Frist für die Bewerbung zum Denkmalpreis abgelaufen wäre. Blümig sammelte alle Unterlagen, reichte Fotos ein, Pläne, Gutachten, historische Abrisse über die alte Neibsheimer Tabakscheuer, über den Tabakanbau – danach blieb nur Abwarten auf die Bewertung der Jury.

Im Urlaub bekamen die Blümigs dann einen Anruf. "Die sagten, wir seien in der engeren Auswahl. Das Preisgericht will uns jetzt besuchen kommen und sich die umgebaute Tabakscheune anschauen". Mit solchen Hausführungen haben der Architekt und seine Frau Carola Blümig, die sich um die Innengestaltung der hellen Räume gekümmert hat, schon Erfahrung. Ihr Domizil wurde in Wohnzeitschriften dokumentiert, ein Kamerateam der Deutschen Welle filmte das Pionierprojekt.

"Die Jury war sehr gut informiert, fragte nach unglaublich vielen Details , wollte zum Beispiel genau wissen, wie das Holz behandelt ist und hinterfragte vor allem, wie originalgetreu wir die Scheune restauriert haben", erzählt Blümig vom Besuch der durchaus kritischen Juroren. " Das war eine echte Zitterpartie", berichtet auch seine Frau. Während viele andere Besucher schon beim Eintritt in die Remise staunend ihre Blicke nach oben wandern lassen, wo die Blümigs ihre Wohnung, eine Mietwohnung und eine Ferienwohnung wie Vogelnester in die Scheune aufgehängt und mit Bühnen und Treppen verbunden haben, zeigte die Jury ihre Begeisterung zumindest nach außen nicht so deutlich.

Dennoch müssen auch sie vom Wohnen hinter 3300 Lamellen und in 4000 Kubikmetern umgebautem Raum einigermaßen fasziniert gewesen sein. "Solch ein Projekt gibt es sonst nirgends", sagt Architekt Blümig stolz. Er arbeitet beim Karlsruher Logistikunternehmen Simon Hegele. In seiner Freizeit hat die Familie über Jahre mit Fachbehörden verhandelt, Gutachten eingeholt, Pläne erstellt, um dann die alte halbverfallene und zum Abriss freigegebenen Scheune wider neu zu beleben. " Wir wollten uns selbst beweisen, dass es geht. Wir wollten etwas ganz Neues machen, das war ein Pionierprojekt" erzählt Blümig.

Das sah die Jury des schwäbischen Heimatbundes offenbar genauso. Aus der engeren Auswahl von 13 Projekten landesweit, wird sie den ehemaligen Tabakspeicher der Blümigs im April 2011 in Friedrichshafen als eines von fünf Projekten prämieren.

 

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