13.11.2010 |

Erste Trester-Pellet-Anlage geht in Betrieb

Der Apfel im Ofen

Rund 400 Tonnen Trester fallen jährlich bei der Fruchtsaftkelte. rei Stiefel in Ravensburg-Hübscher an. Bisher wurde er als Viehfutter "entsorgt". Der Strukturwandel in der Landwirtschaft macht diesen Absatzkanal allerdings mehr und mehr zum Problem. Daniel Stiefel hat sich nun überlegt, den Trester zu Energie zu machen.

Zur Saftherstellung wird viel Energie benötigt. Saft wird erhitzt, die Flaschen gereinigt, Tanks werden sterilisiert oder zum Haltbar machen von Äpfeln wird Wasserdampf erzeugt. In den meisten Keltereien Wird beispielsweise gerade der Dampfkessel über Gas- oder Ölbrenner betrieben. Energie, die teuer zugekauft werden muss. "Wir wollten energieunabhängig sein", sagt Daniel Stiefel, "und das möglichst mit erneuerbaren Energien". So viel der Startschuss zur Erstellung einer Trocknungs-, Pelletier-, Lagerungs- und Verbrennungsanlage für Apfeltrester.

175 Prozent Energie für die Kelterei Das Verfahren ist einfach: Frischer Trester vvird in einem Rotationstrockner getrocknet und anschließend in Pelletfonn gepresst. "Der Trockner arbeitet nach einem ganz rieuen System, dass nur noch 600 Watt pro Liter Wasser, der verdampft wird, braucht. Bisherige Anlagen benötigten rund 800 bis 1000 Watt", erklärt Daniel Stiefel. Rund 25 Prozent der erzeugten Energie werde an der Trocknung gebraucht. "Die restlichen 75 Prozent bleiben für den Betrieb", so Stiefel begeistert.

Brennstoff muss lagerfähig sein Über die Trocknung werden die Tresterpellets haltbar gemacht und stehen das ganze Jahr über Brennstoff zur Verfügung. Das ist für Stiefel nicht unwichtig: "Die Saftherstellung "ist ein saisonales Geschäft, deshalb brauchen vvir ein Brennmaterial das gelagert werden kann", sagt Daniel Stiefel. In einem Silo lagert er die Pellets, die dann bei Bedarf im Biomassebrenner, der. an den Dampfkessel angeschlossen ist, verbrannt werden. Aus rund 400 Tonnen Trester, der bei der Kelterei Stiefeljährlich anfallen entstehen rund 150 Tonnen Apfelpellets. ,,Das spart uns 70.000 liter Heizöl im Jahr", sagt Stiefel und meint weiter "wir haben über 200 Saftke1tereien in. Baden-WÜlttemberg, die auf diesem Weg furen Heizöleinsatz gewaltig reduzieren könnten. Einige Berufskollegen, die bisher skeptisch waren hätten mittlerweile die Anlage interessiert besichtigt. "In der Branche haben wn- hohe Energiekosten. Ich für meinen Teil gebe das Geld aber lieber an die Landwirte, die mir gute Ware liefern weiter, anstatt für Energie aus", sagt Stiefel. Der Brennwert der Pellets liege übrigens nur wenig unter dem von Holz. Was Stiefel besonders gefällt, ist der geschlossene Energielaeislauf, den er nun in seinem Unternehmen hat. Über die Anlage kann er sogar noch das Wohnhaus versorgen. Seit September ist die Anlage alleinige Wärmequelle für den Betrieb und spart im Jahr 260.000 Kilogtanun CO2-Ernissionen ein.   rue


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Energiekonzepteim Land

Die Besichtigung der Trester-Pellet-Anlage in Ravensburg war Programmpunkt einer vom Wirtschaftsministerium organisierten Pressefahrt mit Staatssekretär Richard Drautz: Ende Oktober. Das Wirtschaftsministerium unterstützt über Förderprogramme innovative Vorhaben. in Baden-Württemberg, so auch das von Daniel Stiefel.
Diese Programme sind Teil des von der Landesregierung verabschiedeten "Energiekonzepts 2020". Unter anderem soll darin der Anteil der regenerativen Energien am Primärenergieverbrauch gesteigert oder die CO2-Emissibnen reduziert werden.
Weiterer Programmpunkt der Pressefahrt war die offizielle Ernennung der Gemeinde Hochdort, Kreis Biberach, zum Bioenergiedort. Zwei Landwirte betreiben dort eine Biogasanlage, die über Blockheizkraftwerke die Gemeinden Eberhardzell und Hochdorf versorgen. Hochdort gewinnt zusätzlich Wärme aus einer Hackschnitzelheizung und hat in ein Nahwärmenetz von fünf Kilometern Länge investiert.

 

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