15.01.2011 | Stuttgarter Zeitung

Maquet hält trotz allem an Schließungsplänen fest

Umstrukturierung Der Medizintechnik-Hersteller will die Produktion von Hirrlingen nach Antalya verlagern. Von Michael Petersen Die Ankündigung des Medizintechnik-Herstellers Maquat über eine Schließung des Standortes in Hirrlingen (kreis Tübingen) hat zahlreiche Proteste ausgelöst. Doch diese haben zumindest bisher ebenso wenig Wirkung gezeigt wie der Einsatz der Landesregierung. "Wir haben alle Alternativen geprüft und sind weiterhin der Meinung, dass das vorgestellte Konzept dem Unternehmen eine langfristige Zukunftsentwicklung bietet", erklärt der Vorstandsvorsitzende von Maquet Cardiopulmonary, Wolfgang Renecken.
Laut diesem Konzept soll die Produktion in Hirrlingen komplett geschlossen und ins türkische Antalya verlagert werden. Von der Umstrukturierung betroffen sein soll ebenso der nahe gelegene Standort Hechingen (Zollernalbkreis). Laut Renecken geht es dabei um 142 Stellen. Allerdings ist die Zahl der betroffenen Menschen wegen vieler Teilzeitstellen weit höher. 260 Menschen sollen danach an diesen Standorten keine Arbeit mehr finden. 120 Mitarbeiter von ihnen wird ein Umzug nach Rastatt angeboten. Davon dürften avber vor allem zahlreiche Frauen kein gebrauch machen, weil sie wegen ihrer Familien an die Region gebunden sind. Mit ersten Kündigungen soll Mitte 2011 zu rechnen sein. Der gesamte Prozess der Umstrukturierung soll bis Mai 2012 abgeschlossen werden.
Die Maquet-Gruppe mit Sitz in Rastatt hat im Jahr 2009 mit 5000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,1 Millarden Euro erwirtschaftet. Die Gruppe stellt Produkte für Operationsräume, Herzkatheterlabore und Intensivstationen her.
Viele Mitarbeiter haben bereits gegen diese Pläne protestiert. Lokale Politiker und auch Hans-Joachim Hauser, Ministerialrat im Wirtschaftsministerium, haben sich auf Initiative der CDU-Kreisrätin und -Landtagskandidatin Lisa Federle in Hirrlingen mit der Unternehmensleitung getroffen. Dabei argumentierte das Unternehmen mit einem Preiverfall von Medizintechnik-Produkten und mit weniger Eingriffen, die diese Geräte notwendig machten.
Großen Unmut unter der Belegschaft hat auch die von Gewerkschaftsseite kolportierte Aussage ausgelöst, wonach die Werke in Hirrlingen und Hechingen eine Rendite von acht Prozent erwirtschaften. Der 3000-Einwohner-Ort Hirrlingen würde durch die Werksschließung rund ein Drittel seiner Arbeitsplätze verlieren. Noch vor fünf Jahren wollte Maquet sein Werk in Hirrlingen deutlich erweitern. Diese Pläne scheiterten am Einspruch des Eigentümers eines Nachbargrundstücks, dem 2006 vom Landesgericht Stuttgart recht gegeben wurde. Danach hat sich Maquet für den Produktionsstandort Antalya entschieden. Dort besteht eine Freihandelszone, die den Unternehmen eine Befreiung von Zollgebühren, von der Körperschafts- und Mehrwertsteuer sowie – im Falle der Beschäftigten – von der Einkommensteuer bringt.

 

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